Der Transvulcania Ultramarathon – oder wie man einen Tag auf “La Palma” maximal auskosten kann
Knapp einen Monat nach dem Event habe ich endlich die Zeit gefunden um meine Gedanken zu sammeln und meine Eindrücke niederschreiben zu können. Mein großes Ziel für dieses Jahr ist geschafft!!! 🙂
Begonnen hat alles mit dem Video von vergangenem Jahr, das mich einfach so stark beeindruckt hat, dass ich damals spontan beschlossen habe, mich für dieses Rennen anzumelden. Am Weg zum Transvulcania habe ich dann noch den Glockner Trail als ‘Qualifying Race’ mitgenommen. 🙂
Die Eckdaten zur Strecke sind folgendermaßen:
- Distanz: 74,33k
- Anstieg: 4.350m+
- Abstieg: 4.057m-
- Höchster Punkt: 2.420m
Nach der mehr oder weniger guten Vorbereitung ging es am 03.05. mit dem Auto nach München und von dort mit dem Flieger nach “Santa Cruz de la Palma”, der Hauptstadt. In München haben wir Roland (den wir bis jetzt nur über Facebook kannten) persönlich kennengelernt, der bereits mehrmals beim Transvulcania am Start war und einiges zu berichten hatte.
Mit uns war noch Philipp Reiter – einer der Top-Läufer aus dem Salomon-Team – am Weg nach La Palma…leider diesmal “nur” als Reporter und nicht als Läufer.
Die Tage vor dem Start drehten sich um organisatorische Dinge und um die Besichtigung der Strecke – um ein Gefühl dafür zu bekommen, was da wirklich auf uns zukommen würde.
Am ersten Morgen ging es bereits nach dem Frühstück zur Besichtigung eines Teilstücks der Strecke. Wir fuhren zum Leuchtturm “Faro de Fuencaliente”, dem Start der Ultra-Strecke und testeten den Abschnitt bis zur ersten Labe-Stelle in “Los Canarios” im schnellen Wanderschritt und teilweise im Laufschritt. Spätestens hier wurde uns klar, dass Laufen im Sand nicht zu unterschätzen ist. Die Strecke war auf jeden Fall anspruchsvoll, aber zum großen Teil auch “laufbar”.
Das Panorama war einzigartig – so stelle ich mir die Landschaft auf dem Mond vor. 🙂
Am nächsten Tag ging es zuerst zur Abholung der Startnummer nach “Los Llanos de Aridane”, wo auch das Ziel des Ultramarathons ist.
Zu meiner Freude konnten wir kurz mit einer der Top-Läuferinnen überhaupt, Anna Frost, plaudern – sie hat sich natürlich auch Zeit für Fotos genommen. 🙂
Nach dem organisatorischen Punkt des Tages ging es jedoch noch hoch hinaus. Wir nahmen uns das Teilstück rund um den “Roque de los Muchachos” vor – dem mit 2420m höchst gelegenen Punkt der Strecke. Wir sind hier auf Grund der Höhe dem nicht besonders schönen Wetter entkommen und sind in den Genuß einiger Sonnenstrahlen gekommen.
Das Panorama spricht für sich selbst. 🙂
Am Weg zurück wollten wir uns noch den “Vertical Kilometer” – die Disziplin für Spezialisten (7,6k, 1.203m+) anschauen. Mein Magen hat hier jedoch leider anders entschieden – scheinbar hatte ich zum Frühstück etwas Schlechtes gegessen, da ich bereits den ganzen Tag zu kämpfen hatte. Zu diesem Zeitpunkt ( 2 Tage vor dem Start) auf jeden Fall kein gutes Zeichen. Stattdessen war Erholung im Hotel angesagt.
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Vorbereitung auf den Start. In der Früh gab es noch einen kurzen “Muscle Shakeout Run” und der restliche Tag wurde nur mehr relaxed und alles für den nächsten Tag vorbereitet.
Gegen 20:15 – statt des Hauptabend-Programms, hieß es für uns ab ins Bett und versuchen zumindest einige Stunden zu schlafen.
Am nächsten Morgen – der große Tag war endlich gekommen – gab es bereits um 02:30 Frühstück für uns Läufer.
Ganz gut besucht, wie ich finde. 🙂
Um 04:00 wurden wir beim Hotel von einem Bus abgeholt und zum Start gebracht.
Da unser Hotel nur wenige Minuten vom Start entfernt gelegen ist, mussten wir nach der Ankunft im Start-Bereich noch weitere 1,5h bis zum eigentlichen Start warten. Roland hat uns bereits vorgewarnt, da es um diese Uhrzeit kalt ist und rund um den Leuchttum immer ein unguter Wind geht. Zum Glück gab es heuer eine Ausnahme, und wir konnten unsere Kräfte für den Start mobilisieren.
Pünktlich um 06:00 ging es dann endlich los. 🙂
Eine Traube von Menschen bewegte sich langsam vom Meeresspiegel Richtung “Los Canarios” – zuerst um den Leuchtturm und dann auf sehr engen Wegen über Vulkan-Sand.
Leider staute es sich auf Grund der vielen Starter am ersten Stück zusammen und wir ließen hier einige Minuten liegen. Ab dem “gut laufbaren” Stück war der Weg zum Glück etwas breiter und wir konnten wieder einige Zeit und Plätze gut machen. Sich die Strecke vorab anzusehen hat sich hier bezahlt gemacht. 🙂
Spätestens bei der ersten Lab-Stelle in “Los Canarios” (nach 7,03k und 700m+) war klar, dass nicht nur für uns Läufer der Transvulcania etwas Besonderes ist. Die Stimmung in “Los Canarios” war nicht zu vergleichen mit der Stimmung z.B. bei Läufen in Österreich – selbst mit der Stimmung im Ziel bei uns. Die Helfer nahmen sofort die Soft-Flask selbstständig aus dem Rucksack – noch bevor man selbst daran dachte – und begannen sofort aufzufüllen. Einfach perfekt, wie man hier betreut wurde.
Wir lagen trotz der Verzögerungen noch im Zeitplan und starteten sofort in das nächste Teilstück Richtung “Las Deseadas”. Ab diesem Zeitpunkt waren Stöcke erlaubt – erstmals waren diese bis “Los Canarios” verboten, was auf Grund der engen Stellen nachvollziehbar war.
Nach dieser Labe-Stelle, die nach 16,48k und 1.867m+ zu erreichen war, kam das Teilstück nach “El Pilar” wo es erstmalig auch feste Nahrung zur Verpflegung gab.
Im “Refugio El Pilar” galt es auch die erste Cut-Off Zeit zu schaffen – wir waren dort mit gut 35 Minuten im Plus, was uns optimistisch stimmt. Wir nahmen uns Zeit für Essen und Trinken und begaben uns nach einigen Minuten wieder auf den Weg. Meine kurzfristige Entscheidung, nicht auf meine bewährten Riegel zu vertrauen, sondern Sandwich und Orangen zu essen, war sicher nicht die beste Entscheidung – doch das wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 😕
Am weiteren Weg – zum höchsten Anstieg bei “Roque de los Muchachos” – wurden wir zwischen “El Reventón” und “Pico de la Nieve” mit diesem Ausblick belohnt – sowas lässt jede Anstrengung vergessen. Dieser Wechsel der Vegetationen ist unbeschreiblich.
“Oben” angekommen – nach 51,82k und 3.868m+waren wir noch immer um gut 25 Minuten im Plus zur Cut-Off Zeit und so war genug Zeit für ein Foto. Die Strapazen konnten man uns hier bereits ansehen. 🙂
Bis hier verlief alles gut für mich und ich hatte eigentlich ein gutes Rennen ohne gröbere Probleme laufen können. Leider merkte ich langsam, dass die Menge an Orangen, die ich bei jeder Labe-Stelle gegessen hat, nicht gut für meinen Magen waren – ich hatte extremes Sodbrennen. Der bevorstehende Downhill, der teilweise über die “Vertical Kilometer”-Strecke – jedoch in die andere Richtung – ging tat den Rest. 😕
In “Puerto de Tazacorte” nach rund 3,5h Downhill und 2500m- hatte ich mit starken Schmerzen im Rücken zu kämpfen und versuchte nur mehr auf den letzten Kilometern irgendwie ins Ziel, nach “Los Llanos de Aridane” zu kommen. Da Georg hier noch besser als ich drauf war, beschlossen wir, dass jeder sein Tempo am letzten Teilstück laufen sollte.
Das Flussbett “Barranco de las Angustias” war auf jeden Fall auch nicht das, was man sich in so einer Situation wünschen wurde. 🙂
Nachdem auch das und auch der letzte Anstieg geschafft war, verlief nur mehr Straße Richtung Zieleinlauf. Die Stimmung hier war unbeschreiblich. Menschen am Straßenrand feuerten auch nach 15 Stunden noch an. Kleine Kinder warteten am Rand um abklatschen zu können. Und plötzlich kann man wieder ohne Probleme laufen. 🙂
Glücklich war ich nach 15h16’22” im Ziel und realisierte erst langsam, dass mein großes Ziel für dieses Jahr geschafft war. Und ich war froh endlich sitzen zu können. 🙂
Noch ein kleines Gusto-Stückerl, dass ich als Andenken für ein paar Tage hatte. 😕
Der Transvulcania wird mir auf jeden Fall gut in Erinnerung bleiben – die Eindrücke und Gefühle bleiben für das Leben. 🙂